Wohnen und Arbeiten am Stadtpark | Halle (Saale)

Städtebauliche Ergänzung am historischen Stadtgottesacker (Töpferplan/Charlottenstraße) in Halle an der Saale.

Das Entwurfsgebiet befindet sich im Herzen der Innenstadt direkt neben dem historischen und denkmalgeschützten Friedhof „Stadtgottesacker“. Diese Friedhofsanlage ist nach dem Vorbild der italienischen Camposanto-Anlage errichtet und prägt das Entwurfsareal durch seine epochenübliche Gestalt. Von außen wirkt der Friedhof wie ein Kastell, da es zusätzliche Bastionen und Schießscharten aufweist. Neben dem Friedhof ist das Gebiet durch den ehemaligen Wartturm – der „Leipziger Turm“ – sowie zahlreichen Gründerzeithäusern gekennzeichnet. Das klassische Gebäude der Friedrich-List-Schule ist ebenfalls als direkter Nachbar zum Entwurfsareal Identitätsstifter und Einstellungsmerkmal des Quartiers.

Durch seine attraktive Lage und infrastrukturelle Anbindung ist das Entwurfsgebiet am „Stadtgottesacker“ zur Schaffung von neuem Arbeits-, Wohn- und Bildungsraum prädestiniert und bietet viel Potential zur Entwicklung eines aufstrebenden urbanen Quartiers.

Der Neubau wird als Symbiose aus Bauwerk und Grün verstanden.

Grüne Freiräume sind ein Bestandteil der Gebäude und kompensieren die starke Grundstücksauslastung durch die städtischen Baukörper und seine Außenflächen. Ziel des Entwurfes ist es, einen homogenen Stadtbaustein zu schaffen, der sich durch seine klare Formsprache ins Gesamtbild der Umgebung einbettet und zur urbanen Verdichtung des Standortes beiträgt. Durch leichte Akzentuierungen in der Fassade soll der Entwurf klare Adressen erhalten. Die Kubatur des Gebäudes nimmt die Blockrandstruktur der angrenzenden Nachbarbebauung, sowie die des „Stadtgottesacker“ auf und führt die Quartiersentwicklung fort. Die Gebäudekonzeption versucht die maximal mögliche Wohnfläche zu erreichen. Die Leitidee des Entwurfs basiert auf der Schaffung eines zeitlos modernen und unverwechselbaren Wohngebietes für Familien, Singles und Senioren unter behutsamer Einbeziehung der Topografie des vorhandenen Grundstücks. Hierzu wird das Gelände im Verlauf der bestehenden Höhenstaffelung terrassiert. Dadurch entsteht eine Zonierung in verschiedene Funktionsbereiche für öffentliche Erschließung (Zufahrtsstraßen, Wohnwege), halböffentliche Kommunikations- (Promenade, Grünanger) und private Rückzugsbereiche (Gartenhöfe). Die Schaffung von Angeboten für ein zeitgemäßes Wohnprojekt, wie z.B. soziale Betreuungsstützpunkte, Bürgercafe, Mietstation für E-Cars (Car-Sharing) und Fahrräder belebt die „Promenade“ als Kernbereich der Anlage und ermöglicht die Herausstellung als soziale Mitte, vergleichbar mit dem „Anger“ in der dörflichen Struktur. Um dem Anger eine weitere Wertigkeit zu geben, wird neben der Kita im „La Bim“ ein Betreutes Wohnen angeboten. Dieses Betreute Wohnen soll in Interaktion und Austausch mit der Kita stehen und bspw. eine gemeinsame Küchennutzung erlauben.

Das Quartier ist nahezu autofrei angelegt. Der individuelle Fahrverkehr endet auf den vorhandenen umgebenden Straßen schnell in kurzen Stichstraßen mit Besucherparkplätzen bzw. wird von da unmittelbar in Tiefgaragen geführt. Dadurch werden die Fußgänger wie auch Radfahrer priorisiert. Innerhalb des Quartiers dürfen nur Entsorger und Einsatzfahrzeuge verkehren, in Ausnahmefällen auch Umzugsfahrzeuge.

Alle Wohnungen sind kompakt geplant und ermöglichen somit einen bezahlbaren Wohnraum. Die Wohneinheiten sind barrierefrei zugänglich und haben über den Aufzug eine Anbindung an den Kellerbereich, in dem neben weiteren Fahrradstellplätzen, Räume für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühlen, Abstellräume für die Wohneinheiten angeordnet sind. Von den insgesamt maximal 334 Wohneinheiten werden knapp ca. 28 als Betreutes Wohnen und 87 Wohneinheiten als Clusterwohnen ausgebildet. Durch den angepassten Wohnungsschlüssel wird das Gebiet für alle Nutzergruppen attraktiv und ermöglicht ein generationsübergreifendes Zusammenleben. Durch die Flexibilität der Grundrisse können auf die Wünsche der Bauherren im weiteren Planungsprozess eingegangen werden und aus den betreuten Wohnen sowie aus den Clusterwohneinheiten in eine reine Wohnnutzung gewechselt werden.

Visualisierungen: Fuchshuber Architekten GmbH